Allgemeines zur Haltung von Papageien

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Allgemeines zur Haltung von Papageien

Beitragvon fireball » 25.09.2014, 08:50

Papageienhaltung

In Deutschland gibt es kein Gesetz, das die Haltungsanforderungen für Papageien explizit regelt. Es gibt nur ein Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien vom BMEL (Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft). Die Erfüllung der dort genannten Anforderungen können bei Kontrollen von Amtstierärzten durchgesetzt werden, entsprechen also am ehesten den rechtlichen Vorschriften und sollten daher von jedem Halter erfüllt werden. Nachlesen kann jeder dieses Gutachten hier: http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads ... cationFile

In Paragraph 2 des Tierschutzgesetzes steht folgendes:

„Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,
1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
2. darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,
3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.“

Dazu möchte ich ein paar eigene Gedanken anfügen.

Die allermeisten Papageienarten sind sehr soziale Tiere. In freier Wildbahn leben sie oftmals in riesigen Schwärmen und die einzelnen Schwarmmitglieder interagieren in vielfältiger Weise über Lautäußerungen und Körpersprache miteinander. Sie sind sehr intelligent und lernfähig. Diese Eigenschaften machen Papageien schon seit Jahrhunderten zu beliebten Haustieren, die sich den Menschen zum Teil sehr eng anschließen. Nichtsdestotrotz kann ein Mensch niemals einen Artgenossen ersetzen, weswegen zu der im TSchG geforderten „verhaltensgerechten Unterbringung“ unbedingt ein artgleiches Partnertier gehört, im Idealfall gegengeschlechtlich, da dies der natürlichen Lebensform am ehesten entspricht. Das Vergesellschaften von einzelnen Individuen unterschiedlicher Arten ist nicht verhaltensgerecht, da sich in freier Wildbahn kein Vogel bei Angebot gegengeschlechtlicher Artgenossen mit einer anderen Art zusammentun würde (bei sehr eng verwandten Arten, deren Verbreitungsgebiet sich überschneidet, kommt es zwar ganz selten zu Hybridisierungen, aber in Gefangenschaft sollte jedem Vogel auf jeden Fall die Auswahlmöglichkeit eines artgleichen, gegengeschlechtlichen Partners geboten werden und nicht einfach zwei unterschiedliche Arten zusammengesetzt werden). Auch als Paar werden Papageienarten, die von Natur aus eher neugierig und aufgeschlossen sind, zahm. Dazu zählen insbesondere die südamerikanischen Arten. Arten, die von Natur aus eher vorsichtig sind, wie zum Beispiel viele australische Sittiche (von Wellensittichen und Nymphensittichen, die als einzige Papageienarten als domestiziert gelten, einmal abgesehen), werden oftmals nicht ganz so zahm (anfassen lassen, kuscheln etc.). Das sollte man als Halter schon im Vorfeld beachten und entsprechend akzeptieren. Auch das Beobachten der natürlichen Verhaltensweisen als Paar oder sogar im Schwarm kann sehr interessant und unterhaltsam sein und mit entsprechendem Training auf freiwilliger Basis und mit viel Geduld lässt sich auch bei von Natur aus vorsichtigeren Arten oftmals einiges erreichen, wie zum Beispiel der Transport auf einem Stöckchen, stressfreie Gewichtskontrolle und füttern aus der Hand. Während dieser gemeinsamen Zeit des Zähmens lernen sowohl die Vögel als auch die Menschen viel voneinander und jeder noch so kleine Fortschritt erfreut einen sehr. Das Tempo wird dabei immer von den Tieren bestimmt.

Die Nachfrage nach und das Angebot von „super-zahmen“ Handaufzuchten ist nach wie vor groß und die Verlockung ein solches Tier zu erwerben entsprechend vorhanden. Wer möchte nicht einen von Anfang an zutraulichen Hausgenossen, der sich kraulen und streicheln lässt? Diese Erwartungshaltung ist allerdings recht trügerisch. Denn wenn der Vogel von Anfang an keinerlei Scheu und somit auch keinen Respekt vor Menschen hat, lernt man selbst nicht so gut, die Körpersprache des Tieres einzuschätzen. Was während des Zähmungsprozesses ganz automatisch passiert, nämlich dass man lernt, die Grenzen des Tieres einzuschätzen und zu respektieren, wird häufig missachtet. Das kann dazu führen, dass der Vogel auch mal fest zubeißen kann, wenn er gerade keine Lust hat oder Warnungen nicht richtig gedeutet werden. Außerdem ist bei Handaufzuchten die Gefahr größer, dass sie sich einen Menschen als Partner auswählen. Das wiederum kann zu vielfältigen Problemen führen, zum Beispiel Attacken auf andere Menschen aus Eifersucht oder Aggressionen gegen die Bezugsperson aufgrund von Frustration (ein Mensch reagiert nun einmal nicht so, wie es ein Vogel von seinem Partner erwartet) und schließlich auch Verhaltensstörungen, zum Beispiel aus Einsamkeit (der echte Partner sitzt 24 Stunden an der Seite des Vogels, kaum ein Mensch kann das garantieren), die sich am Häufigsten in exzessivem schreien und/oder rupfen äußern. Zu guter Letzt sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Handaufzuchten ab Ei ein schwächeres Immunsystem haben als Vögel, die wenigstens die erste Zeit von ihren Eltern gefüttert werden. Daher gilt: Wenn man schon eine Handaufzucht kauft, dann lieber eine sogenannte Teilhandaufzucht und man sollte man zum einen darauf achten, dass sie im Geschwisterverband aufgezogen wurde und zum anderen dafür sorgen, dass schnellstmöglich ein artgleicher, gegengeschlechtlicher Partner im ähnlichen Alter angeschafft wird, damit keine Fehlprägung auftritt oder verschlimmert wird - Kein Vogel sollte in seinem Leben einen Zeitraum ohne die Gesellschaft von Artgenossen verbringen müssen, denn auch in der Natur ist ein Vogel in jedem Lebensabschnitt von vielen anderen umgeben. Vögel, die vollständig von ihren leiblichen Eltern aufgezogen wurden, profitieren allerdings ganz enorm davon. Papageien kümmern sich sehr liebevoll und auch lange um ihren Nachwuchs. Man kann als Anhaltspunkt sagen: Je intelligenter eine Tierart, desto mehr muss sie von ihren Eltern lernen und desto weniger Verhaltensweisen sind angeboren. Daher lernen Großpapageien noch mehrere Monate nach dem Futterfestwerden von den Verhaltensweisen der Eltern, werden umsorgt, beschützt und behütet, und sollten daher erst mit frühestens 6 Monaten von den Alttieren getrennt werden. Sie können in dieser Umgebung ganz behutsam und langsam auf alles vorbereitet werden, das sie im späteren Leben brauchen. Im Idealfall sind die Elterntiere auch an Menschen gewöhnt und die Jungen übernehmen dieses Vertrauen automatisch. Diese Tiere können dann charakterlich gefestigt und selbstsicher in eine neue Heimat umziehen, wo im besten Fall nach der erforderlichen Quarantänezeit direkt ein ebenfalls juveniles Partnertier auf sie wartet. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich immer für diese Variante entscheiden, denn so erhält man die widerstandsfähigsten und wesensfestesten Papageien. Aber auch scheue Tiere können mit entsprechendem Einfühlungsvermögen noch viel Vertrauen zum Menschen aufbauen, insbesondere Jungtiere, aber sogar ältere Vögel, die bereits schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Bei letzteren braucht man natürlich noch mehr Geduld und Sensibilität, aber umso mehr freut man sich auch, wenn ein ehemals schreckhaftes Tier langsam Vertrauen zu einem fasst.

Die Ernährung von Papageien sollte sich an dem, was in freier Wildbahn gefressen wird, orientieren. Es muss uns aber bewusst sein, dass man in unseren Breiten diese nicht eins zu eins nachahmen kann. Daher muss in den meisten Fällen ein Ergänzungspräparat zugefügt werden, das die ausreichende Menge an Vitaminen, Mineralstoffen, Mengen- und Spurenelementen gewährleistet. Auch eine Fütterung mit Pellets kann diesen Bedarf sehr gut decken. Je nach Art muss das Grundfutter angepasst werden. Amazonen zum Beispiel sind von Natur aus reine Fruchtfresser, ihr Stoffwechsel ist komplett auf Kohlenhydrate als Energieträger angepasst, Fett und Proteine führen schnell zur Verfettung sowie zur übermäßigen Belastung von Leber und Niere. Sie dürfen daher nur extrem wenige und sehr fettarme Körner oder besonders fettreduzierte Pellets angeboten bekommen, sowie sehr viel Frischfutter – theoretisch könnten sie ihren gesamten Energiebedarf auch nur mit Obst und Gemüse decken. Andere Arten, wie zum Beispiel Graupapageien, können dagegen ruhig ein wenig Fett vertragen – man darf aber nie vergessen, dass Vögel in Gefangenschaft einen deutlich geringeren Energiebedarf haben als Vögel in freier Wildbahn. Anstatt hunderte von Kilometern pro Tag zurückzulegen, fliegen unsere Tiere manchmal nur weniger Meter. Daher sind die fetthaltigsten Saaten (Sonnenblumenkerne und Kardisaat – letztere enthalten ohne Schale gerechnet sogar noch mehr Fett als die verpönten Sonnenblumenkerne), sowie Nüsse (nur ohne Schale!) höchstens vereinzelt als (Trainings-)Leckerli oder bei besonders aktiven Tieren in Außenvolieren auch als (geringer) Anteil der täglichen Ration zu reichen. Pelletfütterung hat viele Vorteile: Man kann sicher sein, dass alle benötigten Zusatzstoffe in ausreichendem Maße enthalten sind, die Vögel können nicht selektieren und es gibt sogar Diätfuttermittel für eine Vielzahl von Erkrankungen (z.B. besondere Nieren- oder Leberdiäten, Futter mit viel Energie für kranke und energiereduzierte Pellets für übergewichtige Vögel), auf die bei Bedarf zurückgegriffen werden kann. Die Sorge, dass es zu wenig abwechslungsreich sei, ist eigentlich unbegründet, da man Abwechslung auch über das Frischfutter und sonstige Beschäftigung erreichen kann. Denn egal für welches Grundfutter man sich entscheidet, zusätzlich sollten immer eine Vielfalt an verschiedenen Obst-, Gemüse- und Kräutersorten angeboten werden, sowie immer reichlich frische Äste. Das Grundfutter sollte dabei rationiert angeboten werden, das Frischfutter (insbesondere das Gemüse) kann dagegen bei normalgewichtigen Tieren zur freien Verfügung gestellt werden. Bei übergewichtigen Vögeln sollte man auch zuckerhaltiges Grünfutter rationieren.

Zu der im TSchG geforderten „angemessenen Pflege“ gehört unter anderem das Aufsuchen eines auf Vögel spezialisierten Tierarztes, sobald einem veränderte Verhaltensweisen oder optische Veränderungen auffallen. Vögel verbergen Krankheiten so lange wie möglich, da offensichtlich kranke Tiere in freier Wildbahn leicht Beutegreifern zum Opfer fallen bzw. aus dem Schwarm ausgestoßen werden. Das macht es für den Pfleger nicht leicht zu erkennen, wenn etwas im Argen liegt. Sobald einem also etwas auffällt, ist es meist schon deutlich schlimmer, als wenn zum Beispiel ein Hund dieselben Symptome zeigen würde. Schnelles Handeln ist also zwingend erforderlich. Eine gute Methode, um frühzeitig eventuelle Probleme festzustellen, ist eine regelmäßige Gewichtskontrolle. Verliert ein Vogel ohne offensichtlichen Grund Gewicht, ist das oft eines der ersten Symptome für eine Erkrankung, die dann bei einem Tierarzt abgeklärt werden sollte. Neue Tiere sollten immer auf Krankheiten und insbesondere Virusinfektionen untersucht werden, bevor sie in Kontakt zu dem übrigen Bestand kommen. Es gibt einige Viren bei Papageien, die viele Jahre symptomlos im Tier „schlummern“, aber trotzdem zur Ansteckung von anderen Vögeln führen können. Daher sind diese Untersuchungen und auch eine angemessene Quarantänezeit beim Neukauf sehr wichtig. Dies sollte ebenfalls mit dem Vogelspezialisten abgesprochen werden. Zudem macht es Sinn, einmal im Jahr eine Art Vorsorgeuntersuchung von dem vogelkundigen Tierarzt durchführen e zu lassen. Dazu gehören ein Röntgenbild, eine Blut- und Kotuntersuchung, Tupferproben aus Kropf und Kloake und eine klinische Allgemeinuntersuchung. Im Normalfall braucht der Vogel dafür nicht in Narkose gelegt werden. Dadurch ist der Besitzer, was die Gesundheit seiner Pfleglinge angeht, immer auf dem neusten Stand und man kann bei Abweichungen vom Normalzustand eventuell schon reagieren, bevor die ersten Symptome gezeigt werden. Das ist, in Anbetracht der guten Verbergungsmöglichkeit von Krankheiten unserer Papageien, ein großer Vorteil.

Zur „verhaltensgerechten Unterbringung“ und der Forderung „die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden“ gehört ein ausreichend großer Käfig, der sinnvoll eingerichtet ist, denn die artgemäße Bewegung von Vögeln ist fliegen. In der BMEL-Richtlinie sind Mindestmaße genannt, allerdings sind diese meiner Meinung nach vor allem für die kleineren Arten, die häufig besonders fluggewandte Tiere mit viel Bewegungsdrang sind, zu klein. Ich würde für alle sehr kleinen Papageien, die etwa die Größe von Agaporniden oder Wellensittichen haben, die in dem Gutachten geforderten 1,0 x 0,5 x 0,5 m (L x B x H) bei täglich mehrstündigem Freiflug als durchaus ausreichend empfinden, alle größeren Arten würde ich aber schon in der Kategorie mit Mindestmaßen von 2 x 1 x 2 m (L x B x H) einordnen. Diese gelten bis zur Größe von Graupapageien und Amazonen. In der BMEL-Richtlinie ist zwar in dieser Größenordnung nur von 2 x 1 x 1 m (L x B x H) die Rede, ich finde aber die Höhe durchaus auch relevant - alleine schon wegen der einfacheren Reinigung einer betretbaren Voliere. Die wirklich großen Arten wie Großaras brauchen dann schon Mindestgrößen von 3 x 2 x 2 m (L x B x H). All diese Maße sind absolute Mindestmaße, die unter keinen Umständen unterschritten werden sollten. Sie gelten für Wohnungstiere mit der Möglichkeit, wirklich viel Zeit außerhalb des Käfigs zu verbringen, nicht nur abends ein oder zwei Stunden. Volieren, die für eine dauerhafte Unterbringung geeignet sind, müssen auf jeden Fall das Fliegen von an die Größe der Art angepassten Kreisen ermöglichen, also mehr als nur ein paar Flügelschläge. Oftmals hört man das Argument „die Vögel seien ja nur nachts im Käfig“. Dazu lässt sich aber sagen, dass der Ausdruck „nachts“ in den seltensten Fällen wirklich nur auf die Dunkelphase beschränkt ist. „Nachts“ ist für viele die Zeit, in der sie selbst schlafen. Vögel wachen aber in der Regel auf, sobald die ersten Sonnenstrahlen erscheinen. Daher kann es sein, dass die Vögel (zum Beispiel am Wochenende) mitunter mehrere Stunden ihrer Wachphase in dem zu kleinen Käfig verbringen müssen. Dazu kommen oft noch Zeiten während des Lüftens oder Putzens, wenn Besuch da ist, wenn man beim Einkaufen, auf Urlaub oder sogar im Krankenhaus ist, usw. Man kann nie wissen, wann es erforderlich ist, die Tiere auch einmal länger einzusperren. Daher ist es wichtig, dass jeder Halter einen Käfig zur Verfügung hat, der den oben genannten Mindestmaßen entspricht und in dem die Vögel genug Platz haben, um ein paar Flügelschläge zu machen, sodass sie im Notfall auch eine oder zwei Wochen eingesperrt werden könnten, ohne ihre wichtigsten Verhaltensweisen einschränken zu müssen.

Die Einrichtung sollte aus Ästen unterschiedlicher Stärke und Struktur bestehen. Es eignen sich fast alle einheimischen Laubbäume (Listen ungiftiger Arten gibt es zur Genüge im Internet), im Idealfall komplett mit Blättern und Knospen und den verzweigten Endästchen. Futter- und Wassernapf sowie Badeschale müssen so angebracht werden, dass sich darüber keine Äste befinden, um eine Verschmutzung mit Exkrementen zu minimieren. Es ist außerdem darauf zu achten, dass genügend Flugraum übrig bleibt und die Tiere auch zum Fliegen animiert werden. Das kann unter anderem dadurch erreicht werden, dass man Sitzäste nur an den beiden kurzen Seiten der Voliere anbringt und die Mitte komplett freilässt. Die einzelnen Äste sollten nicht durch Hüpfen von einem zum anderen erreichbar sein. Je größer die Grundfläche einer Voliere oder eines Käfigs ist, desto einfacher ist es, sie/ihn sinnvoll einzurichten und auch sauber zu halten. Spielzeuge aus Naturmaterialien sollten immer zur Verfügung stehen und auch regelmäßig gewechselt werden. Auf keinen Fall in einen Käfig gehören Utensilien wie Spiegel oder Plastikkameraden, da sie für den Vogel nicht „logisch“ reagieren und zu Frustrationen führen können. Auch kann übersteigertes Füttern eines solchen Partnerersatzes zu Kropfentzündungen führen. Vorsichtig sein sollte man auch mit Seilen und anderen faserigen Materialien, da sie gefährlichen Kropfverstopfungen verursachen können, wenn sie gefressen werden. Auch mit geeigneten Futtermitteln lässt sich gut eine Beschäftigung erreichen, besonders, wenn der Zugang zu diesen etwas erschwert wird (sogenanntes „Foraging“).

Ebenfalls wichtig ist gerade für Arten aus tropischen Gebieten die Luftfeuchtigkeit im Raum. Diese sollte auf keinen Fall 60% unterschreiten, je nach Herkunftsgebiet können bis zu 80% erforderlich sein. Diese Werte sind in normal beheizten Wohnungen nur mithilfe eines Luftbefeuchters zu erreichen und sollten ständig durch ein Hygrometer kontrolliert werden. Die hohe Luftfeuchtigkeit sorgt für eine geringere Reizung der Schleimhäute und ist ein wichtiger Faktor in der Vermeidung der Krankheit Aspergillose. Des Weiteren ist auf eine ausreichende Frischluftzufuhr zu achten, auch um Schimmelbildung bei der hohen Luftfeuchtigkeit zu vermeiden. Eine Möglichkeit wäre, ein oder mehrere Fenster zu vergittern, so dass man es offen lassen kann, ohne dass die Gefahr eines Entfliegens besteht. Bei Vögeln in Außenhaltung sollte in der kalten Jahreszeit für ein beheiztes Schutzhaus gesorgt werden, denn auch die sogenannten „winterharten“ Arten schätzen es, wenn sie sich zwischendurch einmal vollständig aufwärmen können. Auch Regen bzw. nassgesprüht werden oder baden ist für das Gefieder und die Schleimhäute, sowie das generelle Wohlbefinden der meisten Vögel wichtig.

Als letzten Punkt schreibt das TSchG vor, dass man die „erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten“ für die Haltung der Tiere besitzen muss. Dies impliziert, dass man sich bereits vor Anschaffung entsprechend informiert. Das kann durch das Lesen von Fachbüchern und Internetseiten erfolgen, aber auch durch Gespräche mit erfahrenen Haltern, Züchtern und Tierärzten. Auch das BMEL-Gutachten sollte jedem Halter geläufig sein. Man sollte unbedingt über das Verhalten, das Freileben, die Bedürfnisse und die Biologie der Arten, die man sich anzuschaffen plant, Bescheid wissen. Dass man die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten haben muss, bedeutet auch, dass man sich eine Art anschaffen muss, deren Bedürfnisse man befriedigen kann. Wer in einer 60 m² großen Wohnung zur Miete lebt, wird nur schwer einem Paar Großaras gerecht. Für ein Paar Agaporniden oder Tiere ähnlicher Größe könnte man dagegen leicht die erforderlichen Haltungsbedingungen schaffen. Es ist hierbei wichtig, nicht nur die eigenen Wunschvorstellungen einzubeziehen, sondern sich ganz ehrlich einzugestehen, ob eine wirklich artgerechte Haltung der ausgewählten Art überhaupt möglich ist. Tierhaltung ist immer ein Kompromiss auf Kosten der Tiere und man sollte daher die Messlatte für eine gute Haltung so hoch wie möglich legen. Wahre Tierliebe bedeutet, die Bedürfnisse der Tiere vor die eigenen zu stellen, und im Zweifel von einer Haltung abzusehen bzw. eventuell sogar seine Tiere in eine wirklich gute Haltung abzugeben, wenn man ihnen nicht 100 %ig gerecht werden kann.

Die Beachtung all dieser Punkte sorgt dafür, dass man gesündere und glücklichere Tiere erhält, die einem die Bemühungen mit einem deutlich facettenreicheren Verhalten „vergüten“. Viele Leute, die ihre Haltungsbedingungen verbessert haben, berichten von agileren und fröhlicheren Tieren und erahnen erst im Nachhinein, was den Vögeln vorher gefehlt haben könnte.

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Re: Allgemeines zur Haltung von Papageien

Beitragvon Franz » 25.09.2014, 09:18

Cooler Text! Würde ich gerne verlinken. Alles selbst geschrieben oder gibt es dazu eine Quellenangabe?
Wer seine Tiere nicht artgerecht halten kann, sollte es ganz lassen.

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Re: Allgemeines zur Haltung von Papageien

Beitragvon Franz » 25.09.2014, 10:44

Die Darstellung der Vorteile zur Pelletfütterung sehe ich eher kritisch. Weniger wegen der fehlenden Abwechslung als wegen der Tatsache, dass man bei Pellets weder die Inhaltsstoffe noch deren Qualität nachvollziehen kann und man deswegen den Angaben des Herstellers blind vertrauen muss. Angesichts der zahlreichen Lebensmittelskandale habe ich damit ein Problem und bevorzuge Futter, das auch so aussieht, riecht und sich anfühlt. Viele Beschäftigungsangebote werden durch die Vögel auch erst angenommen, wenn sich schmackhaftes Futter als Motivator damit kombinieren lässt. Außerdem sehe ich nicht ein, weshalb Nüsse ohne Schale verfüttert werden sollen, da dies wieder eine natürliche Beschäftigungsoption darstellt.

Hier ein paar weitere Links zur allgemeinen Haltung:

Allgemeine Infoseite, Autorin schreibt auch für WP-Magazin:
http://www.birds-online.de/

Gutachten zur Papageienhaltung des BMEL:
http://www.bmel.de/DE/Tier/1_Tierschutz ... geien.html

Hinweise eines vogelkundigen Tierarztes:
http://www.docpieper.de/wissenswertes_u ... rsorge.php

Wer will mal einen Kakadu hören?
http://www.papageien.org/USER/B_Manges/ ... akadu.html

Hinweise der Tierschutzorganisation PETA:
http://www.peta.de/vogelhaltung#.VCPsGMscR9B

Papageienauffangstation:
http://www.tiere-in-not-langenberg.de/

Meine eigene Homepage:
http://www.vogelzucht-euskirchen.de
Wer seine Tiere nicht artgerecht halten kann, sollte es ganz lassen.

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