Goffinikakadu Einzelhaltung

Alles zur Haltung von Zwergpapageien wie Agaporniden (Unzertrennliche) und Sperlingspapageien, Großpapageien wie Graupapageien, Aras und Amazonen sowie Kakadus.

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Muki

Goffinikakadu Einzelhaltung

Beitragvon Muki » 11.12.2003, 13:06

Hallöle zusammen

Vor 15 Jahren sind wir per Zufall in einer Zoohandlung auf unseren Goffinikakadu gestossen (wollten nur Futter holen). Er war ganz alleine in einem kleinen Käfig und keiffte um sich. Er war ein «Scheidungsfall». Männern gegenüber sehr agressiv. Wildfang!!. Irgendwie wusste ich er gehört zu uns, und seither lebt er bei uns in einer grossen Voliere. Ich kann Goffi kraulen, mit ihm spielen und ohne Problem anfassen. (Mein Mann hat keine Chance).Wir fanden ein Weibchen, welches ca. 1/2 Jahr ohne Probleme mit Goffi zusammenlebte. Von einem Tag auf den andern tötete er sie (Schnabel ausgerissen). Dass er nicht ganz alleine ist, haben wir eine Welli-Voliere gebaut. Aber irgendwie möchte ich Goffi doch nicht alleine halten, aber nochmals eine solche Tragödie wie mit dem Weibchen möchte ich auch vermeinden. Hat jemand eine Idee?

Besten Dank
Muki

EmmaNils

Beitragvon EmmaNils » 11.12.2003, 13:17

Hallo Muki,

das klingt ja recht grausam, was dein Vögelchen da gemacht hat.

Traust du dich wirklich noch einen anderen Vogel zu ihm zu geben? Er scheint unberechenbar zu sein.
Das ist leider das Problem, wenn Vögel allein gehalten werden, bekommen sie einen "Klopfer" (sagt man hier in Wien), sie verhalten sich nicht normal. Vielleicht reicht es ihm, wenn er daneben diese Welli-Voliere hat und andere Tiere sieht.

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Beitragvon Rico » 11.12.2003, 13:37

Hallo Muki,

ich halte selbst zwar keine Papageien, hatte aber das gleiche Problem mit unserem Pennantsittich. Ich habe einen Problemvogel übernommen, der schon immer agressiv gegenüber Menschen war und ihm einen Partner gekauft. Ohne irgendwelche Anzeigen hat unser Vogel dem neuen Gesellen dann nach einigen Wochen beide Beine ausgerissen. Wir haben dann überlegt, ob wir wirklich nochmal einen Versuch wagen sollten, haben es dann aber probiert. Der neue Partner war wesentlich größer und kräftiger. Die beiden haben sich zwar nie wirklich füreinander interessiert, haben sich aber auch nicht bekämpft. Dieser Partner ist uns dann leider nach 3 Jahren entflogen und wir standen mal wieder vor der Entscheidung. Wir haben nun wieder einen Partner geholt. Dieser ist auch bereits älter und es klappt erstaunlich gut mit den beiden. Wir haben sie erst einmal auf neutralem Gebiet auf Probe verpaart und den Partner erst mitgenommen, als beide sich offensichtlich mochten.
Auf jeden Fall solltest Du eine neue Verpaarung probieren. Der Goffi kann ja noch sehr viele Jahre leben. Bist Du denn sicher, welches Geschlecht dein Goffi hat? Dies solltest Du unbedingt vorher klären lassen und auch nur auf die Suche nach einem gegengeschlechtlichen Partner gehen. Das Alter spielt eigentlich keine Rolle. Hier in Berlin gibt es z.B. einen Papageienstammtisch, der solche Sachen organisiert. Mit Eintreffen des neuen Partners muss das Revier unbedingt umgestaltet werden, sodass keiner der beiden Vögel es als seines wiedererkennt und verteidigt. Wenn Du bei allem dennoch Bendenken hast, kannst Du ja auch überlegen, ob Du beide in extra Käfige setzt und nur unter Aufsicht zusammen fliegen lässt. Wenn beide sich dann sichtlich gut verstehen sollten, kannst Du es immer noch mit dem Zusammensetzen probieren.
Ich denke nicht, dass dein Goffi einen "Klopfer" hat :-D Wenn Vögel in Brutstimmung kommen, sind sie oft agressiver gegenüber dem Partner. Es gibt Vögel, die über Jahre mit dem gleichen Partner Nachwuchs bekommen und diesen dann nach Jahren dennoch töten. Das ist eben die Natur und da steckt man nicht drin. Ich drücke Dir fest die Daumen, dass Du eine Lösung findest. Eine Einzelhaltung kann aber nie die Lösung sein und Wellis können einen Partner nie ersetzen. Auch solltest Du nicht allzu lange warten, denn je länger Goffi allein ist, desto schwieriger wird die Verpaarung. Halte uns doch bitte auf dem Laufenden! Vielleicht kannst Du ja auch mal ein Foto einstellen?! Hier mal eines der meiner beiden Racker. Rico, dem oben abgebildeten Vogel, sieht man seine Einsamkeit leider noch an. Obwohl er inzwischen schon wieder viel besser aussieht :-D


Liebe Grüße,
Rico
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Muki

Beitragvon Muki » 11.12.2003, 14:05

Hallo Emma, hallo Rico

Besten Dank für Eure Antworten.
Rico, genau wie du beschreibst, haben wir unsere beiden Goffis zusammengeführt. Separate Volieren nebeneinader, Freiflug zusammen ansonsten getrennt, beide in derselben Voliere mit Trennwand, Trennwand weg.
Kakadus sind bekannt dafür, dass wenn ein Partner in Brutstimmung ist, der andere nicht, Agressivität entstehen kann. Nur in der Natur kann der anderen Partner fliehen «bis die Luft rein ist» aber in der Voliere führt das zum Eklat.
Das Wellis keinen Ersatz sind ist mir schon klar. Ich frag mich nur, wieviel Goffinis ich opfern soll, will oder kann (nicht finanziell aber Herzblut). Offensichtliche Verhaltensstörungen zeigt er nicht, aber mein Gewissen plagt mich.

Mit sonnigen Grüssen
Muki

EmmaNils

Beitragvon EmmaNils » 11.12.2003, 15:14

Hallo Muki,

natürlich meinte ich es auch deswegen, weil es passieren kann, dass wieder ein armes Tier sterben könnte. Und ich weiss auch, dass Wellis keine Partner für ihn sind. Aber manchmal ergibt sich die Situation so, dass es besser ist, den einen alleine zu lassen als wieder ein neues Tier in Gefahr zu bringen. Ich staune immer wieder über die Brutalität, mit der sie ihre Artgenossen behandeln. :(

Rüdiger

Beitragvon Rüdiger » 11.12.2003, 20:38

Moin Muki!

Solche Probleme sind bei Kakadus leider recht verbreitet und gerade Goffis gehören da zu den problematischsten Arten.

Über die Ursachen wird viel spekuliert: sehr viele Papageienarten
werden während der Brutzeit aggressiver und verteidigen mehr oder minder große Brutreviere gegen ihre Artgenossen.
Mit dem während der Brustimmung sich ändernden Hormonspiegel (Testosteron) steigt auch die Agressivität. Im Freileben wie gesagt macht das auch oft Sinn: zur Verteidgung gegen Rivalen und Konkurrenten um Nistplatz, Weibchen, Nahrung oder auch gegen Beutegreifer.
In Gefangenschaft jedoch gibt es keine solchen natürlichen Objekte der Aggression, letztlich kein "Ventil".
In der Folge richtet sich die Aggression des Hahnes gegen das oft einzig erreichbare Objekt, die Henne.
Der "Gattenmord" ähndelt damit einem umorientierten Verhalten.
Dem Hahn selbst ist dabei kein Vorwurf zu machen, es sind, wie fast stets, die Haltungsbedingungen, die dazu führten.

Dies ist bislang nur eine Theorie zur Erklärung des "Gattenmordes", allerdings, wie ich meine, eine recht plausible.

Eine erneute Verpaarung eines solchen Hahnes ist keineswegs unmöglich, wird aber immer mit Risiken behaftet sein. Es gibt Fälle, in denen ein paar viele Jahre lang ein Paar mit nur geringer Aggression des Hahnes gegenüber dem Weibchen erfolgreich Junge aufzog und es dann doch plötzlich dazu kam.

Vor allem zwei Wege, um das Risiko so gering wie möglich zu halten, sind mit beschritten worden, wobei es aber nicht immer Erfolg hatte:
Zum ersten eine große Voliere mit zahlreichen Sichtschutz- Versteckmöglichkeiten, die es dem Wiebchen ermöglicht, dem Hahn auszuweichen. Als sehr günstig erwiesen sich dabei U-förmig angelegte Volieren. Gesprochen wird oft von Längen ab 8m.

Die andere ebenfalls manchmal mit Erfolg praktizierte Methode war das Hinzusetzen einer zweiten, ähnlich wehrhaften Kakaduart, die gleichsam als geeignetere Objekte der Agression des Hahnes dienen sollen, quasi als Blitzableiter, ohne aber ernsthaft in Gefahr zu geraten. (Wenn ich mich recht erinnere, hat ein Züchter, der immer wieder Hahn und Henne trennen mußte, gute Erfolge durch das Hinzusetzen eines Paares Rosakakadus gehabt. Für näheres müßte ich aber erstmal die Literatur durchstöbern).

Schließlich gibt es auch die Möglichkeit, die Schwungfedern des Hahnes leicht zu stutzen, damit die Henne ihm besser entkommen kann. der Hahn soll dabei aber auf alle Fälle flugfähig bleiben, nur nicht mehr so schnell und geschickt fliegen können.

Voraussetzung ist meines Erachtens aber immer, das man neben sehr Platz auch sehr viel Zeit für die Beobachtung der Vögel erübrigen kann, um bereits die kleinsten Warnzeichen wahrnehmen zu können. Nicht wenige Kakaduhalter haben zu diesem Zweck auch Videoüberwachungsanlagen installiert.

Ich weiß nicht, ob ihr die erforderlichen räumlichen und zeitlichen Voraussetzungen habt, die das Risiko wenigstens minmiert. Wenn ihr es aber versuchen wollt, dann auf alle Fälle mit einer älteren und erfahrenen henne, die eher die Chance hat, sich gegenüber einem dominanten Männchen durchzusetzen. Auf keinen Fall ein junge Henne, auf keinen ein nicht geschlechtsreifes Tier!

Darkdream

Beitragvon Darkdream » 23.12.2003, 18:26

@Rüdiger ich darf Dir zustimmen - Du hast Recht was den Züchter betrifft.

das mit dem Züchter stand im Papageien heft - habe ich sogar kürzlich nochmal gelesen den Artikel., er hatte damals um sein Inkakakduweibchen vor dem Gatten zu schützen tatsächlich zwei Rosakakadus dazu gesetzt dadurch wurden scheinbar die Aggressionen abgeleitet.

Rüdiger

Beitragvon Rüdiger » 23.12.2003, 20:28

Danke! Ja, genau, da war es!

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