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PBFD

Beitragvon Daniel » 22.12.2006, 07:26

Hallo Gemeinde,

habe kürzlich ein Mail mit unten Zitiertem bekommen (vielen Dank, Kerstin!); denke, dass das für Euch auch interessant sein kann. Quellenangabe s. u.


Wie interpretiere ich PBFD-PCR-Resultate?
Sven Hammer und Julia Schulz, Al Wabra Wildlife Preservation

Die Schnabel- und Federkrankheit der Psittaziden (Psittacine Beak and Feather Disease) wird durch ein Circovirus verursacht. Es werden drei Verlaufsformen unterschieden:
Der akute Verlauf bei Nestlingen führt meist zum Tode bevor es zu ausgeprägten Federveränderungen kommt. Die Symptome sind unspezifisch, wie Apathie und Erbrechen.
Klassische Federveränderungen kommen beim chronischen Verlauf vor. Betroffen sind vor allem Tiere im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren. Durch die Virus-Besiedlung der Federpulpa und mehrerer Hautschichten kommt es zu hyperkeratotischen, persistierenden Federschäften, sowie Veränderungen am Schnabel und an den Krallen.
Die dritte Form kann bei adulten Tieren in Erscheinung treten, sie verläuft asymptomatisch. Hierbei kommt es nach einer Virämie zur Antikörperbildung und Elimination des Virus.

Die empfohlene Bekämpfung hängt von der Art der Haltung ab. Bei Erkrankungen von Einzeltieren sollten in erster Linie Sekundärinfektionen kontrolliert werden, da eine kausale Therapie nicht möglich ist. Beständen wird geraten, verdächtige und positiv getestete Psittaziden sofort zu isolieren bzw. zu eliminieren und vorläufig nicht mehr in der Zucht zu verwenden. Positiv getestete Tiere ohne Federveränderungen sollten zweimal im Abstand von 90 Tagen nachgetestet werden. Falls sie erneut ein positives Testergebnis haben sind sie als chronisch infiziert anzusehen oder wurden abermals infiziert. Da das Virus in erster Linie horizontal übertragen wird, besteht die Möglichkeit durch Kunstbrut und Handaufzucht eine Infektion von Jungtieren zu vermeiden.

Das Screening einer Population auf den PBFD Virusstatus stellt nach wie vor ein großes diagnostisches Problem in der Psittazidenzucht dar. Zur Gesunderhaltung eines Bestandes und für Quarantäneuntersuchungen werden Blut- oder Federanalysen mittels PCR (Polymerase-Chain-Reaction) empfohlen.
Da bislang noch keine Virusanzüchtung in Zellkulturen gelungen ist, und intranukleäre Einschlusskörperchen elektronenmikroskopisch nicht von Polyomavirus-Einschlusskörperchen unterschieden werden können, ist die PCR derzeit die einzige anerkannte Nachweismethode für eine bestehende PBFD-Infektion. Ein Nachweis von Serumantikörpern ist zwar möglich, sagt jedoch nichts darüber aus, ob der Vogel zum Zeitpunkt der Probenentnahme noch Virusantigen im Blut hat und somit eine Infektionsquelle für andere Tiere darstellt.
Das PBFD-PCR-Nachweisverfahren wurde an Universitätslaboren entwickelt. Dieses Verfahren wurde schnell von kommerziellen Labordiagnostik-Unternehmen übernommen und als ?sichere, kostengünstige, spezifische? Untersuchungsmethode propagiert.

Um bei wertvollen Tieren sicher zu gehen, dass keine falschen Ergebnisse ermittelt werden, wurde in Al Wabra im Laufe des Jahres 2003 bei acht, willkürlich gewählten, Papageien aus der Jugularvene Blut entnommen. Jede dieser acht Proben wurde in drei EDTA-Röhrchen aufgeteilt und jeweils an drei Labore geschickt. Die Blutproben wurden mittels PCR auf Virus-DNA untersucht. Anhand der acht Blutproben wurde bei drei Vögeln das PBFD-Virus nachgewiesen (s. Tabelle). Jedoch waren bei keinem positiv getesteten Papagei die verschiedenen Laborergebnisse übereinstimmend.

Resultate der PCR-Untersuchung auf PBFD-Virus
Ergebnisse von drei verschiedenen Labors zu denselben EDTA-Blutproben
Spezies Datum ID Nr. PBFD-Resultat
Labor 1 Labor 2 Labor 3
Molukkenkakadu 1/03 3078 Negativ Negativ Positiv
Goffinkakadu 1/03 3079 Negativ Negativ Negativ
Gelbbrustara 1/03 3080 Negativ Positiv Negativ
Helmkakadu 6/03 302 Negativ Negativ Negativ
Rabenkakadu 6/03 227 Negativ Negativ Negativ
Rußkakadu 6/03 494 Negativ Positiv Negativ
Kea 9/03 223 Negativ Negativ Negativ
Hyazinthara 9/03 3872 Negativ Negativ Negativ

Keines der acht Tiere hatte oder hat Federveränderungen gezeigt. Bislang ist in unserem Bestand auch kein Tier nachweislich an den Folgen einer PBFD-Infektion verstorben. Ein Screening des gesamten Bestandes wurde lediglich aus prophylaktischen Gründen in Betracht gezogen.

Laut Literaturangaben kann es zu falsch negativen Testergebnissen aus verschiedenen Gründen kommen: Zum einen kann in der Probe zuviel Virusmaterial vorhanden sein (dann werden die Testreagenzien gehemmt) oder eine Leukozytopenie vorliegen. Zum anderen kann es bei falschem Transport und unsachgemäßer Behandlung der Proben zu falsch negativen Ergebnissen kommen.
Falsch positive Testergebnisse können bei Kontamination der Probe oder der Testreagenz vorkommen. Die meisten Labore lassen aus diesem Grund negative Kontrollproben mitlaufen, um falsch positive Ergebnisse auszuschließen.
Wie es jedoch zu so stark unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann, wie im vorliegenden Fall, ist derzeit unklar. Die meisten Labore machen aufgrund ihrer Betriebspolitik keine genauen Angaben über die Methodik und Primerwahl ihrer Untersuchungen, noch kommunizieren sie miteinander. Dies könnte ein Grund für die stark inhomogenen Ergebnisse sein. Laut Aussage der betreffenden Labore unterliegt die Befundbeurteilung in Bezug auf Therapie und Bestandsprophylaxe alleine dem praktischen Tierarzt.

Zusammenfassend stellt sich die Frage der Nutzbarkeit von PBFD-PCR-Laborergebnissen. Zum einen scheint die Häufigkeit falsch negativer bzw. positiver Ergebnisse relativ groß zu sein, zum anderen sind Labordiagnostik-Unternehmen wohl eher kommerziell orientiert als wissenschaftlich. Gerne überlassen sie die Befundverwertung dem Tierarzt oder Besitzer. Nach den momentan vorliegenden Ergebnissen erscheint die Wahrscheinlichkeit ein gesundes Tier zu separieren, bzw. ein Infiziertes zu übersehen, sehr hoch. Daher sind Bestands- und Quarantäneuntersuchungen an symptomlosen Vögeln mit äußerster Vorsicht zu beurteilen und sollten nicht die Grundlage für ein Zuchtmanagement darstellen.

Literatur

Dahlhausen, B. (2001): Molecular disease diagnostics in psittacine birds. Proceedings of the AAZV, 71-76.

Kaleta, E. F. (2003): Circovirus der Psittaziden. In: Kaleta, E. F. und Krautwald-Junghanns, M.-E. (Hrsg.): Kompendium der Ziervogelkrankheiten. 2. Auflage, Schlütersche, Hannover, S. 269-271.

Ritchie, B. W. (1995): Circoviridae. In: Ritchie, B. W.: Avian viruses, function and control. Wingers Publishing Inc., Lake Worth, Florida.

Ypelaar, I., Bassami, M. R., et al. (1999): A universal polymerase chain reaction for the detection of Psittacine Beak and Feather disease virus. Vet Microbiol. 68: 141-148.


Anschrift der Verfasser

Dr. Sven Hammer, Dr. Julia Schulz, Al Wabra Wildlife Preservation, P.O. Box 44069, Doha, State of Qatar, Tel: + 974-471-9024, Fax: + 974 471 9026, e-mail: awwp.vet@alwabra.com
Grüße

Daniel

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