Hilfe fehlgeschlagen

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Hilfe fehlgeschlagen

Beitragvon Rolf_S » 09.03.2012, 16:31

Gestern war ich bei einem Altenheim. Die haben ein halbes Außenvoliere mit ca. 3qm das angebunden ist mit dem Hausinneren mit zusätzlich 2qm. In dem Käfig sind 3 Wellensittiche, unzählige Zebrafinken (mind. 10) sowie ein Pannatsittich und ein Halsbandsittich mit nur einem Bein.

Die Voliere wurde von so einem Vogelfreundverein 2001 gestiftet und scheinbar waren da früher auch mal Nymphensittiche drinnen, da eine Schautafel die einzellnen Vogelarten erklären. Die Käfigeinrichtung ist extrem karg, keine richtigen Sitzäste dafür zwei lange Seiltaue die halb verrottet mit Algen und Flechten überwuchert sind. Das Futter besteht aus einer verrosteten Futterbar sowie einem Tisch wo das Futter dick aufgestreut ist. Überall verteilt sind lauter Äpfel.

Als ich wieder daheim war, habe ich die Heimleitung per Email gefragt, wer den für die Vögel zuständig sei. Als Antwort erhielt ich, dass ich mein Anliegen gerne an diesen persönlich richten könne.

Ich schrieb:

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Sehr geehrter Herr X,

die Vogelhaltung in ihrem Voliere ist nicht optimal.

In der Vogelhaltung gilt normalerweise der Grundsatz, dass man nach Möglichkeit im engsten Raum keine Krumschnäbler zu Spitzschnäbler setzt (z.B. Wellensittiche mit Zebrafinken) und auch keine großen Vögel ( Halsbansittich+ Pennantsittich) mit kleinen Vögeln (Wellensittiche + Zebrafinken) vergesellschaftet. Auch ist je nach Vogelspezies die Paarhaltung sehr wichtig. Der Alexandersittich + Pennantsittich sind die einzigen ihrer Art dort und können mit Wellensittichen oder Zebrafinken nichts groß anfangen. Niemand ist gern allein, Vögel auch nicht. Auch das Wesen der Vögel passt nicht richtig. Insbesondere die Zebrafinken und auch die Wellensittiche sind sehr aktive und quirlige Zeitgenossen, während die beiden Großsittiche zu den ruhigeren Vögeln gehören. Das kann zu sehr unschönen Konflikten führen wo z.B. einem Wellensittich der Schnabel abgerissen oder ein Bein abgebissen wird, weil der Große einfach seine Ruhe haben will.

Dem grünen Halsbandsittich fehlt zudem ein Bein. Es ist für einen Behinderten Vogel eine große Belastung praktisch 24 Stunden auf diesem Bein zu stehen. Ein gesunder Sittich wenn er z.B. schläft, zieht er zur Komforthaltung ein Bein ein. Das kann der grüne Halsbandsittich nicht, so dass es auf Dauer zu Sohlenballenrötungen ähnlich dem Wundliegen beim Menschen kommen kann die im fortgeschrittenen Stadium zu sehr schmerzhaften Sohlenballengeschwüren führen. Für gewöhnlich kommt zum entlasten des Beines sogenannte Liegebrettchen zum Einsatz, welches aber vermutlich die Zebrafinken sofort für sich beschlagnahmen würden.

Ich möchte Sie dazu dringend raten, sich zumindest von dem Alexandersittich und dem Pennantsittich zu trennen, um diese in ein gutes Zuhause zu vermitteln wo diese unter ihresgleichen weiter leben können. Ich selbst habe nur Wellensittiche und könnte die beiden leider nicht aufnehmen. Ich könnte sofern gewünscht, bei der Vermittlung unentgeldlich behilflich sein.

Die zweite Variante wäre, die zwei ans Tierheim X abzugeben bzw. von dort je einen gegengeschlechtlichen Halsbandsittich und einen Pennantsittich besorgen. Da der Käfig von den Maßen nicht überragend groß ist, würde ich von letzteren eher abraten.

Die Voliere selbst macht auf mich einen ziemlich vernachlässigten Eindruck. Alte Taue die mit Algen überwuchert sind, morsches Holz, verrostete Futterstellen. In Deutschland benötigt man für das Züchten von Sittichen eine sogenannte Zuchtgenehmigung. Die Wellensittiche sind Höllenbrüter und die alten Nistkästen animieren unnötig zur Brütigkeit. Diese Kästen müssten alle abgehängt werden um sich Ärger mit dem Veterinäramt zu ersparen. Die Haltungsbedingungen ließen sich mit diversen kleineren Maßnahmen deutlich verbessern.

z.B. Statt dem Seiltau besser eine Edelstahlkette. Mehr Abwechslung durch mehr Sitzäste unterschiedlicher Aststärken womit sich das häufige gegen das Wandgiter klammern großteils entfallen würde und die Vögel besser auch für ihre Heimbewohner zu beobachten sind. Empfehlenswerte Äste sind Haselnuss, die sofern gewünscht, ich gerne ihren Vögeln kostenlos besorge und auch anbringe. Wellensittiche haben auch viel Spaß mit Schaukeln... es gibt viele schöne einfache Hängespielzeuge die man auch selbst basteln kann wo ich ebenfalls Ihnen gerne welche kostenlos überlasse. Wellensittiche haben sehr viel Spaß mit Naturkork zum zernagen.

Das sind alles so Punkte, die dem Sponsor dieser Anlage, dem "Verein der Vogelfreunde" eigentlich längst hätte auffallen müssen sofern diese die Anlage weiter betreuen. Andere Leute die nicht so viel mit Sittichen zu tun haben, fehlt das Wissen dazu, die Probleme als Probleme zu erkennen. Ich selbst habe nicht so viel Geld, aber helfe gerne wo Unterstützung in der Vogelhaltung gebraucht wird. Ich kenne die Hintergründe nicht, wie der Halsbandsittich sein Bein verloren hat. Insbesondere bei diesem sehe ich hohen Handlungsbedarf.

Mit freundlichen Grüßen


++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Darauf erhielt ich heute früh die Antwort, das man sich über meine Anregungen sehr gefreut habe. Das der Vogel mit dem einen Bein schon sehr lange bei denen lebt und diese den von irgend jemanden erhalten haben. Man plane die Voliere aufzulösen und suche "verzweifelt" nach jemandem der die Vögel haben möchte.

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Zwei sehr große Vogelschaukeln, 3m Edelstahlkette, ein sehr großer Kalkblock sowie eine 1m Vogelleiter heute gekauft und dann diesen Leuten geschrieben, wie der weitere Ablauf aussehen könnte


Sehr geehrter Herr X,

eigentlich schade für die Wellensittiche und Zebrafinken das die auch weg sollen, aber gut, ich helfe Ihnen dabei so gut es geht.

Als erstes wäre es nötig, das ich mich mit jemandem wo die Vögel schon länger kennt und mit diesen regelmäßig zu tun hat, mich direkt unterhalten kann um mehr über die Vögel zu erfahren.

Eine art Inventur wäre dann nötig wo auch Fotos der einzelnen Vögel gemacht wird bzw. bei den Zebrafinken die Gruppe), Bestimmung der Geschlechter (bei den Wellensittichen ganz einfach, bei den anderen Vögeln müsste ich mich mit anderen Vogelhaltern kurzschließen), Alter etc. damit ich in den unterschiedlichen Vogelforen jeden Vogel genau vorstellen kann.

Der Hauptgrundsatz wird sein, keine Vögel in Einzellhaltung zu geben und alles nur mit einem Schutzvertrag (Siehe Emailanhang ). Der Schutzvertrag ist eine Formalität um vor allem Vogelhändler und Schlangenhalter die auf billiges Lebendfutter aus sind, sich vom Leib zu halten.

Vermittlungen von Vögel sind immer eine sehr langwierige Angelegenheit. Ziervogelhalter gibt es nicht so viele und wer damit neu anfängt, will meist nur die ganz jungen frisch vom Züchter haben, weil die dann angeblich zahmer seien. Die übliche Zielgruppe sind also meist Vogelhalter denen kürzlich von einem Vogelpaar ein Vogel verstorben ist und man einen erwachsenen Vogel für den Witwer sucht. Den alte Sittiche können mit blutjungen aus der Zoohandlung etc. meist nichts anfangen. Wichtig ist auch das die Geschlechter passen. Zu einer Wellensittich Henne sollte man z.B. nicht noch eine weitere Wellensittich Henne dazugesellen, weil das nur Streit gibt. Andere Kombinationen sind meist unkompliziert. Die andere Abnehmergruppe wären Leute, die ihren Bestand mit einem Paar erweitern wollen. Es ist jedenfalls mit der Vermittlung aller Vögel mit einer Dauer von vielen Monaten zu rechnen. Bei den zwei Großsittichen, Insbesonder bei dem ohne Bein greift vielleicht noch der Mitleidsfaktor so das es bei denen schneller gehen könnte.

Ich weiß nicht wie es Zeitlich bei Ihnen oder einen der ehrenamtlichen Vogelpfleger steht, um die Vermittlungs-Aktion anzupacken. Ich hätte z.B. Freitag Vormittag Zeit. Gegebenenfalls kann ich mich auch nach einem Terminvorschlag ihrerseits richten.

Mit freundlichen Gruß



+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

10 min Später erhielt ich die Antwort, das dieser schon alles in die Wege geleitet hätte und die Vögel nun alle weg seien. Einer von diesen Ehrenamtlichen "Vogelpfleger" der privat auch sehr viele Vögel hätte, würde die Vögel bei sich aufnehmen.


:shock: Klingt jedenfalls alles ziemlich unheimlich, dass da jemand plötzlich alle Vögel auf einmal mitnimmt.... ich hoffe die haben es da wirklich gut und von der Person der Schlendrian nicht weiter geführt wird, wie ich ihn vor Ort gesehen habe. Tut mir für die Vögel sehr Leid, wenn ich da nun eine Panikreaktion ausgelöst habe, dass die Piepser sofort weg mussten. Ich glaube das nächste mal suche ich nicht mehr das Gespräch und biete Hilfe an, sondern schalte gleich das Veterinäramt ein.

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Re: Hilfe fehlgeschlagen

Beitragvon Alice Chodura » 09.03.2012, 17:31

Ich denke mal, die haben sich "kontrolliert" gefühlt, wie es manche möchtegern Tierschutzorganisationen tun und dann mit so manchem Pseudo-Skandal an die Presse treten, daher reagieren so kleine Organisationen wie Pflege und Altenheime sehr empfindlich und panisch auf solche Mails, da sie sich keine schlechte PR leisten können oder solche wieder korrigieren können.

Zudem sind so Volieren in einigen Altenheimen, wo Leute ihren Pucki mitnehmen dürfen damit sie ihn nicht in der Not aus dem Küchenfenster jagen, von einem sehr kleinen Budget getragen, das Material wurde gespendet oder von jemanden der eine Voliere hatte einfach übernommen. So Heime haben neben ihren normalen Geldern nur einen extrem geringen Betrag, mit dem sie Sonderwünsche finanzieren müssen, und die Instandhaltung von solch einer Nebensächlichkeit ist dann ganz bestimmt nicht an erster Stelle.
Insgeheim hoffen so Einrichtungen dass man ihnen diese Details stiftet, ähnlich wie Zoos auch sich Sitzbänke stiften lassen oder auch dort die Neuerrichtung von Gehegen... dafür darf man sich dann freuen, wenn der eigene Name an dem Objekt steht oder man einen Zeitungsbeitrag / Erwähnung auf derer Homepage genannt wird.

Das die Vögel alle miteinmal mitgenommen wurden klingt sehr nach Tierhandel, mal die nächste Zeit die gängigen Kleinanzeigen begutachten, ob nicht ganz aufeinmal irgendwie Sittiche und Finken von ein und dem gleichen Anbieter angeboten werden. Oder wenn dann ziemlich schlechter Züchter oder Sammler, denn ein Züchter dem etwas an seinem Bestand liegt, der holt sich wenn nur eine Hand voll Tiere mit einmal, dann ist sein Quarantänebereich auch voll.

Veterinäramt und die Artenschutzbehörde informiere ich in den meisten Fällen, beide reagieren übrigends überaus spaßbefreit und kontrollieren nach. Bei zwei Fällen in denen ich sie eingeschaltet habe wurden sogar die neuen Besitzer kontrolliert.

Hoffen wir einfach mal das beste für die Pieper.
Viele Grüße
Alice

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Re: Hilfe fehlgeschlagen

Beitragvon Lydi » 21.03.2012, 11:41

Hi Rolf,
ich finde deinen Einsatz toll, auch wenn er nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat, ist etwas zu tun und Hilfe anzubieten schon ein ganz wichtiger Schritt in die richtige Richtung! :-)

Lass dich davon nicht demotivieren! :knuddel:
Liebe Grüße sagt Lydi

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Re: Hilfe fehlgeschlagen

Beitragvon Rolf_S » 26.03.2012, 12:34

In den Kleinanzeigen konnte ich bisher nichts entdecken.

Das Tierheim Lindau hat derzeit zwei Nymphensittiche die ein neues Zuhause suchen

http://www.tierheim-lindau.de/?img=klei ... _gross.jpg

Dem Tierheim machte ich darauf aufmerksam dass die Sandpapierstangenüberzüge nicht gut sind und entfernt werden sollten. Bei der Gelegenheit fragte ich ob die wissen wohin die Vögel aus dem Altenheim gebracht wurden.

Heute meldete sich eine Frau vom Tierschutzverein. Die fanden die paar Bilder die ich mitgeschickt habe ziemlich schlimm. Anscheinend hätten die einen konkreten Verdacht wo die Vögel gerade untergebracht sind und wollen einen Amtsveterinär zur Kontrolle an diese Person schicken... wollten aber vorher wissen ob die meine Fotos und meinen Namen mit weiterleiten dürfen. Mit etwas Bauchweh hab ich zugestimmt.

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Re: Hilfe fehlgeschlagen

Beitragvon Lilith » 26.03.2012, 15:40

Hallo Ralf_S!

Ich muss ehrlich sagen, ich finde es eifnach klasse wie engagiert du bist und das trotzt der verständlichen Bauchschmerzen.

Ich befürchte ja, das du nicht viel mehr hören wirst, aber wenn du hälst du uns bitte auf dem Laufenden? Es würde mich doch interesiseren. (vielleicht auch gerade deshalb, weil unser ATA nicht wirklich toll ist und so gut wie nie was macht). :oops:

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Re: Hilfe fehlgeschlagen

Beitragvon Rolf_S » 26.03.2012, 17:00

und das trotzt der verständlichen Bauchschmerzen.


Nun die Haltungsbedingungen im Altenheim waren nicht optimal, aber jetzt auch nicht katastrophal schlecht. Mit vielen Kleinigkeiten und dem vermitteln der zwei Großsittiche hätte das eine schöne Voliere für die alten Leute werden können, wo auch die Piepser ihren Spaß gehabt hätten. Immerhin haben alle Piepser rein optisch ein Super Gefieder gehabt. Mich graust es eher davon, dass die Vögel am ende ins Tieheim Friedrichshafen landen und da sieht es dann so aus:

Bild

Auch gefällt mir der Gedanke nicht, jemanden indirekt ans Messer zu liefern, wo ich überhaupt nicht kenne geschweige den gesehen hab wie er seine Vögel hält.

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Re: Hilfe fehlgeschlagen

Beitragvon Lilith » 26.03.2012, 17:10

Sind die zuständigen Ämter bei euch denn so streng?

Wenn es "nur" verbesserungswürdig ist, dann würde doch ein aufmerksam machen helfen.

Es ist bestimmt nicht die schönste Situation, in der du bist. Ich wollte eher sagen, das es toll ist das du dir überhaupt so viele Gedanken machst und dann auch nachfragst und auch Kontakt aufnimmst. Die Regel ist das ganz sicher nicht.

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Re: Hilfe fehlgeschlagen

Beitragvon Rolf_S » 26.03.2012, 17:26

Keine Ahnung wie streng die Amtsveterinäre hier sind.... vermutlich werden die primär nur von Kühen und anderes Landwirtschaftszeug großartig Ahnung haben.

Na ja, wenn ich es nicht mach, macht es keiner. Die von diesem Tierschutzverein hatten auch alle Zeit der Welt die Heimleitung auf die Probleme hinzuweisen, sofern die überhaupt selbst über Sittiche genug wissen, den laut deren Email hat gelegentlich ein Ehrenamtlicher Tierschutzmensch da gelegentlich vorbei geschaut und eben mangels Erfahrung die Probleme nicht als solche erkannt. Jetzt wo ich da etwas mit dem Stock herumstochere, bewegt sich nun etwas. Hoffentlich am ende nur zum Wohl der Piepser.

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