Aggressiver Grauer

[Grauer Charly]

Hallo Boardies,

ich habe einen 11 Monate jungen Grauen, der seit 4 Monaten bei mir lebt. In den ersten 2 Wochen fraß er fast nichts und lies sich auch nicht von mir anfassen. Mittlerweile kann ich alles mit ihm anstellen. Er geht mit mir morgens in die Dusche und fliegt in jeden Raum in dem ich mich befinde hinterher. Er schläft nachts neben mir und selbst wenn ich aufstehe fängt er an zu weinen und fliegt mir wieder hinterher.
Er kann sich immer in der ganzen Wohnung frei bewegen und hat jetzt in dieser Zeit fliegen und sprechen gelernt.
Jetzt zu meiner Frage:
Wenn er bei mir ist und sich jemand mir oder ihm nähert wird er sehr aggressiv und will diese Person beissen.
Nähere ich mich der anderen Person, richtet sich schon mal die Aggression auch gegen mich.
Meine Freundin versucht seit 4 Monaten mit ihm Freundschaft zu schliessen aber er ist ihr gegenüber auch so aggressiv wie bei allen anderen.

Gibt es Graue die nur einen einzigen Partner (Bezugsperson)aktzeptieren? Oder ändert sich das mit der Zeit?

Grüße

[Sittich-Info.de]

Hallo und willkommen bei uns!

Das Verhalten ist leider normal. Einzeln gehaltene Papageien entwickeln schnell eine "schmerzhafte" Eifersucht. Du bist sein Partnerersatz und da sind weitere Partner (Konkurrenz) nicht erwünscht. Meistens schließen sich die Grauen nur einem Partner an, was immer Probleme gibt, wenn dieser eine(n) (neue(n)) Partner(in) hat, Freunde zu Besuch kommen usw. Er ist halt völlig auf Dich fixiert, wie man unschwer erkennen kann, eine drastische Fehlprägung auf den Menschen, die leider meistens erwünscht ist, mit den Folgen dieser Fehlprägung, die nicht erwünscht ist.

Deine Freundin kann ruhig gehen, aber sobald Du gehst wird es ein Problem für ihn (Trennungsangst, Aggressionen, ggf. Schreien, vielleicht irgendwann Rupfen, ...). Stell ich mir schwierig vor, wenn Du mal rausgehen willst oder sogar in den Urlaub fahren willst. Meistens leiden die Papageien dann sehr und machen es auch der Urlaubsbetreuung nicht gerade leicht.

Das kann sich mit Erreichen der Geschlechtsreife übrigens noch verschlimmern.

Da er noch recht jung ist würde ich noch versuchen ihn artgerecht zu verpaaren, damit er immer einen Partner um sich herum hat, egal was Du gerade machen willst (bist ja auch nicht ständig zu Hause oder?) bevor er so fixiert ist, dass er wirklich Schwierigkeiten macht und sich das auch nicht so leicht ändern läßt (dürfte jetzt schon schwierig werden).

Ansonsten versuch ihn zu erziehen. Bei Grauen hat man eher Chancen als bei Sittichen. Sobald er jemanden angreift, mit der Blumendusche dazwischen, schimpfen, ein paar Minuten einsperren (direkt nach einem Angriff, damit er den Bezug versteht). Vielleicht lernt er es sich zurückzuhalten, das soll bei anderen schon funktioniert haben. Gleichzeitig sollte sich Deine Freundin mehr mit ihm beschäftigen, ihm als einzige von Euch beiden Leckereien (Sonnenblumenkerne, Hirse, sein Lieblingsobst, ...) anbieten, damit er lernt, dass von ihr auch gutes kommt. Vielleicht erstmal durch das Volierengitter, damit sie vor seinen Angriffen geschützt ist und er sich langsam an sie gewöhnen kann. Vielleicht hilft es auch das Zimmer und seine Voliere umzugestalten, damit es für ihn ein "neues" Territorium ist, wo er nicht automatisch der Chef ist. Vielleicht erreicht Ihr etwas mit den o.g. Maßnahmen.

Ich würde die artgleiche Verpaarung (möglichst mit Möglichkeit zum Selbstaussuchen oder ggf. Zurückbringen des neuen Partners, wenns gar nicht klappt) vorziehen.
Ist am schönsten für den Grauen, wenn er nie alleine sein muss, für Euch, weil er weniger Probleme machen könnte (selbst wenn er sich das jetzt nicht mehr ganz abgewöhnt, aber immerhin kein Rupfer und / oder Schreier) und Ihr kein schlechtes Gewissen haben müsst ihn auch mal (länger) alleine zu lassen. Und zwei Papageien zuzusehen macht eh mehr Spaß.

Fest steht jedenfalls dass Ihr ihm das schnell wieder abgewöhnen müßt, je länger er das macht umso schwieriger wird die Umstellung.

LG
Meike

[Cathrine]

Hi,

ich kann mich da nur Meike anschließen, meine Elter haben auch erst einen grauen gehabt, der total Eifersüchtig war und total Papabezogen fand ich damals ganz schlimm, es gab sogar Zeiten da hatte ich richtige Angst vor dem Vogel, bis Josephine kam eine Graupapageiendame....... da hat sich das echt von heute auf moregen geändert, der Vogel hatte nur noch Augen für sie, da es ja seine Art war.
Heute habe ich zwar keine Angst mehr wenn ich zu meinen Eltern gehe, aber respekt ist immer noch da.

Vieleicht hilft ja bei dir eine art Erziehung wie Meike das schon angesprochen hat, aber noch besser wäre eine Partnerin.

[Pico Profil Website]

Hallo,

für den Grauen einen Artgenossen (altersmäßig passend und geschlechtsbestimmt) für den Grauen zu holen, da kann ich mich nur den vorangegangenen Meinungen anschließen.

Wo ich mich nicht anschließen kann, ist der Rat zu Umerziehung.
Der Schuß kann ganz schnell nach hinten losgehen.
Nämlich das der Graue nur noch aggressiver reagiert.

Oder er reagiert mit Verhaltensstörungen wie Rupfen, Schreien etc.

Die beste Lösung wäre in der Tat ein passender Artgenosse und um mal ganz ehrlich zu sein, ein etwas Vogel gerechtetes Leben.
Was selbstverständlich auch den (evtl.) zweiten Vogel betrifft.

Er schläft nachts neben mir und selbst wenn ich aufstehe fängt er an zu weinen und fliegt mir wieder hinterher.

Im Grunde werden hier Verhaltensstörungen schon forciert bzw. liegen sie bereits schon vor.
Und bei dieser Vorgehensweise wird auch kaum ein Artgenosse akzeptiert.

Der Vogel sieht den anderen als Eindringling und wird dann ebenso reagieren, wie bei anderen Menschen.
Da der Vogel noch recht jung ist, wird es kaum Probleme geben.
Vorausgesetzt Du ziehst Dich etwas zurück von dem Vogel, bis er und der Andere sich "gefunden" haben.

Das mit der "Umerziehung" mit Bestrafung (und nichts anderes ist das) wird langfristig gesehen keinen Erfolg bringen.

Im Gegenteil:

Lebt der Vogel so weiter wird er über kurz oder lang (noch mehr) Verhaltensstörungen an den Tag legen.

[Grauer Charly]

Hallo liebe Boardies,

vielen Dank für die schnellen und umfangreichen Antworten.

Bevor ich mich für einen Grauen entschied, war mir klar, dass ich keinen Urlaub mehr machen kann.
Mit dem Gedanken an einen neuen Partner für meinen Grauen habe ich schon gespielt, aber ich würde meinen kleinen nie in andere Hände geben. Er und ich würden sicherlich leiden.
Dann stellt sich die Frage: m oder w und auch hier würde ich nie eine Endoskopie machen lassen. Normal müsste doch das auch über eine DNA-Analyse (X oder Y Chromosomen) einer Feder festellbar sein.
Für meinen kleinen käme also nur eine Variante in Frage.
Ein anderer Grauer kommt zu meinem kleinen in den Käfig.
Nun habe ich wieder Fragen an euch:
1. Wie alt sollte der neue Partner denn sein (min-max alter)?
2. Woher bekomme ich einen neuen Partner mit der Option "Kauf auf Probe"

Ps. Ich habe meine ganze Wohnung jetzt für meinen kleinen umgebaut damit es ihm so gut wie möglich geht und dachte schon ich sei ein Unikat. Aber ich sehe, ich bin nicht alleine.

Würde mich über Infos von euch freuen.


Liebe Grüße

Stephan

PPS. Ich könnte meinen kleinen nie bestrafen

[Sittich-Info.de]

Naja, Du sollst ihn -wenn überhaupt- ja nur kurz in den Käfig setzen, ist für mich ähnlich wie die Sittiche mit der Blumendusche zu "bestrafen", machen auch viele. Graue sind intelligent und verstehen viel. Ich find das Wort bestrafen auch ziemlich blöd muss ich sagen. Hätte ich nicht schon oft gehört, dass es hilft hätte ich das auch gar nicht erst erwähnt. Ist ja auch nur eine Notlösung bei Angriffen, was will man sonst machen? Ist natürlich nicht gerade ideal und kann gut sein, dass die Probleme dadurch auch verschoben werden, später andere Probleme kommen, insofern ist Deine Entscheidung natürlich die beste.

Die Geschlechterfrage würde ich auch über Federanalyse klären lassen. Wenn die geklärt ist könntest Du mal versuchen Züchter in der Umgebung zu finden, wo Du den Kleinen vielleicht mal hinbringen könntest, damit er sich einen Partner aussuchen kann, der ihm gefällt. Sollte der Züchter Dir zur Einzelhaltung raten (weshalb auch immer das viele tun, ist ja auch schlechter fürs Geschäft...) ist er unseriös und so einen würde ich nicht noch durch einen Kauf unterstützen muss ich sagen. Vielleicht hat hier noch jemand weitere Tipps für Dich, auch zum Alter, da halte ich mich lieber raus, ich kenne hier vieles nur vom Hörensagen und kann auch nicht alles von den Sittichen auf die Papageien übertragen, daher überlasse ich das lieber den Experten.

LG
Meike

[brummbiene]

Hallo,
ein Experte bin ich weiß Gott auch nicht. Aber ich kann Dir wirklich nur dazu raten Deinem kleinen Grauen einen Partner zu adoptieren.
Du sagt, dass du deinen Kleinen nicht alleine lassen kannst, ohne daß ihr leidet. Denk mal daran, wie sehr dein Grauer leidet, wenn du als sein Partner das Haus verläßt . Denn, wie sich das anhört, akzeptiert Dich dein Grauer als seinen "Partnervogel" und Papgeien sind ja bekanntlich monogame Vögel. Ich frage mich, wie Du dem gerecht werden möchtest? Tag und Nacht bei deinem Papagei zu sein und das bei einer Lebenserwartung, von hoffentlich vielen Jahrzehnten. Für euch beide wäre es denke ich besser, wenn Du Dich bei einem Papageienzüchter erstmal nach einem guten Tierarzt erkundigst. Dort könntest Du eine DNA Analyse zur Geschlechtsbestimmung machen lassen. Das ist wirklich nicht schlimm für den Vogel. Es wird ihm eine Feder gezogen und das wars. Ich hab das vor einiger Zeit bei meinen beiden Amazonen machen lassen und es war wirklich nicht schlimm.Außerdem kann der TA deinen Kleinen direkt untersuchen und Du hast die Gewissheit, dass mit ihm alles OK ist. Auch den TA kann man nach einem Partnervogel fragen. Da wird sich bestimmt etwas ergeben und ich bin mir sicher, daß diese Entscheidung für eure Freundschaft nur gut sein kann. Denn anhänglich, interessiert und fröhlich wird dein Grauer sicher mit einem Partner bleiben. Aber er muß nicht mehr weinen oder schreien, wenn Du das Haus verläßt.
Gruß
Sabine